HG, SG, HSG....

 

Es gab Zeiten, da wurden solche Kürzel als peinliches Eingeständnis eines Vereins gedeutet, keine eigene Handballabteilung mehr auf die Beine stellen zu können. Oder aber man wollte das Signal aussenden, dass jetzt durch einen Zusammenschluß etwas Großes im Handball entstehen soll. Berühmtes Vorbild: die Union der Handballabteilungen des Handewitter SV und des ETSV Flensburg-Weiche, die bereits im Jahre 1976 fusioniert hatten. Daraus wurde nach einigen Geburtswehen zunächst die SG Weiche-Handewitt (welch schöner nordischer Doppelname !) und später die große SG Flensburg-Handewitt, die derzeit international in der Champions League Furore macht.

 

Zumindest der Bayerische Handballverband (BHV) hatte sich jahrzehntelang vehement gegen solche Handball-, Spiel- und Handballspielgemeinschaften gestemmt. Nicht nur wegen der schönen Doppelnamen, die man schwerlich in einer Tabelle unterbringen kann. HGs, SGs und HSGs könnten neben dem angestrebten Zuwachs an Spielstärke auch ein entschlosseneres, kraftvolleres Auftreten der Vereine gegenüber selbstherrlichen Verbandsgewaltigen zur Folge haben, befürchtete man in München. Zuletzt sprengte der BHV handstreichartig die zwischen dem TV Eggenfelden und dem TuS Pfarrkirchen bereits beschlossene Rottaler Handballgemeinschaft. 

 

 

In Zeiten wie diesen, da die Handballvereine - wie übrigens auch die Klubs in anderen Mannschaftssportarten - in großer Not bei der Fortführung der Jugendarbeit (unter anderem läßt das G 8 wieder einmal herzlich grüßen) und beim Heranziehen ehrenamtlicher Kräfte sind, haben die Gemeinschaften mehr denn je Rettungsfunktion. Denn es steht ja nicht wie seinerzeit bei den Nordlichtern rund um Flensburg der direkte Aufstieg in die Bundesliga zur Debatte. Vielmehr geht es immer mehr ums schlichte Überleben des Vereinshandballs - insbesondere im Fußballland Bayern mit Regionen wie Niederbayern, wo Handball bereits als exotische Sportart unterwegs ist.

 

In unserem Gäu, dem unteren Donau- und Isarraum Niederbayerns und des vorderen Bayerischen Waldes mit Handballvereinen oder -abteilungen in Straubing, Haibach, Regen, Metten, Deggendorf, Landau oder Passau sprechen allein die zum Teil erheblichen Entfernungen eher gegen HG-SG-HSG-Pläne. Aber da und dort machen Gemeinschaften Sinn, geht man von einem 30-Kilometer-Radius als logistisch und wirtschaftlich noch vertretbarem Maß aus. Dazu muß man natürlich die mit Hingabe gepflegte Kirchturm-Politik aufgeben oder alte Fehden beilegen. Die Schulsportgemeinschaft SSG Metten hat es bei ihrer Gründung vor über 30 Jahren schon einmal vorgemacht und Interessen der Deggendorfer wie der Klosterer unter einen Hut gebracht.